Von Deutschland nach Peru: Wie ein Praktikum mein Leben bereicherte
Mein Name ist Christina, ich bin 22 Jahre alt und war im März 2024 für vier Wochen im Kinderheim in Trujillo tätig. Dort habe ich ein Praktikum im Rahmen meiner Ausbildung zur Erzieherin absolviert. Ich kam auf die Idee, da ich sehr gerne reise und seit langer Zeit den Wunsch hatte, unter anderem Peru zu bereisen und kennenzulernen. Nach langer Suche fand ich durch Zufall die Internetseite der Vinzentinerinnen Hildesheim. Dort schickte ich meine Anfrage hin und wurde von Anfang an freundlich beraten und der Kontakt zur Heimleitung in Trujillo wurde hergestellt. Die Organisation verlief unkompliziert und ich konnte mich stets bei Fragen sowohl an die Schwestern in Peru, als auch an die Mitarbeitenden des Referats Peru in Hildesheim, wenden. Als ich in Trujillo ankam, wurde ich vom Flughafen abgeholt und im Heim herzlich empfangen. Am selben Tag fand direkt noch ein Kindergeburtstag statt, sodass ich gleich den Großteil der Kinder kennenlernen konnte. Schnell bemerkte ich, dass vor allem die jüngeren Kinder sehr offen sind und auf mich zugelaufen kamen. Die älteren Mädchen waren anfangs etwas zurückhaltend. Für sie war es natürlich ungewohnt, dass jemand wie ich, aus einem weit entfernten Land, zu ihnen kommt und bei ihnen wohnt. Jedoch änderte sich auch das ganz schnell. Sie waren dann sehr interessiert an mir und meinem Leben in Deutschland und stellten mir viele Fragen.
Im Heim gibt es drei Gruppen mit jeweils 7-9 Kindern im Alter von 0 bis 15 Jahre. Jede Gruppe wird von einer Schwester geleitet, welche dort mit den Kindern wohnt, und unterstützt werden sie von jeweils zwei Mitarbeiterinnen, die sich in zwei Schichten täglich abwechseln. Ich war jeweils für ca. eine Woche in den einzelnen Gruppen tätig.
Ich fühlte mich von Anfang an wohl, die Menschen generell in Peru sind unglaublich herzlich und ich wurde während dem Praktikum rundum versorgt. Ich hatte ein Zimmer mit eigenem Bad, bekam jeden Tag frisch gekochtes Essen und bei allen Anliegen konnte ich mich stets an die Mitarbeitenden wenden. Ich entwickelte schnell eine Routine und in der Arbeit mit den Kindern war ich ziemlich frei. Meine Aufgaben waren abwechslungsreich. Mit den Kleinkindern war ich viel im Garten oder im Hof, dort übte ich mit ihnen das Laufen oder begleitete sie beim Fahrrad bzw. Laufrad fahren und half somit dabei, ihren Bewegungsdrang auszugleichen. Die großen Mädchen unterstütze ich bei den Hausaufgaben, vor allem Englisch übten wir oft, spielte mit ihnen Volleyball oder wir führten einfach Gespräche. Ein paar Wörter auf Deutsch haben sie auch von mir gelernt. Mit der Zeit vertrauten sie sich mir auch immer mehr an. Ich durfte zum Teil persönliche Geschichten der Mädchen erfahren, denn leider teilen die Kinder dort alle ein trauriges Schicksal oder stammen aus schwierigen familiären Verhältnissen. Das alles mitzubekommen ist nicht leicht und ich machte mir oft Gedanken darüber und tue es auch jetzt noch. Ich fühlte mich ein bisschen wie eine große Schwester für manche Mädchen, mit der sie auf einer anderen Ebene reden und Geheimnisse anvertrauen konnten.
Außerdem werden die Kinder fast täglich von einer Psychologin und einer Physiotherapeutin besucht, welche dann abwechselnd mit ihnen Therapien durchführen. Das ist meiner Meinung nach auch sehr wichtig und sinnvoll und könnte durchaus noch öfter stattfinden. Zudem haben sie am Wochenende verschiedene Angebote wie Musikunterricht, Tanzstunden oder Volleyballtraining. Das alles findet direkt im Heim statt und macht den Kindern viel Spaß.
Auch die Verständigung auf Spanisch verlief ziemlich gut. Mit den Mitarbeitenden verstand ich mich sehr gut, sie erklärten mir viel über das Land, zeigten mir das typische Essen und an meinen freien Tagen unternahmen wir auch gemeinsam etwas, beispielsweise einen Ausflug zum nahegelegenen Strandort Huanchaco.
Der größte Unterschied zu Deutschland war für mich natürlich erstmal das Klima. Ich flog Ende Februar, also im Winter, los und kam bei 30 Grad an. In Trujillo ging damals der Sommer allmählich zu Ende und die Kinder verbrachten die letzte Woche der Sommerferien. Anfang März beginnt dort nämlich das neue Schuljahr, was dann natürlich auch für besondere Aufregung unter einigen Kindern sorgte. Ein weiterer Unterschied war, dass die älteren Mädchen am Vormittag zur Schule gingen und die Grundschüler dann ab ca. 13 Uhr. Dies wurde mir so erklärt, dass es dort zu viele Schüler gibt, um sie alle gleichzeitig unterrichten zu können. Die Schule befand sich direkt neben dem Heim und die Mädchen trugen einheitliche Schuluniformen.
Besonders schwer fiel mir der Abschied, als mich die Kinder vermehrt fragten, wann ich denn wieder zurückkommen werde und ich ihnen darauf keine Antwort geben konnte… ich nehme es mir aber definitiv vor, eines Tages nochmal nach Trujillo und generell nach Peru zurückzukehren. Ich bin auch jetzt noch mit den Mitarbeitenden aus dem Heim in Kontakt und hatte das große Glück nach dem Praktikum noch einige Zeit durch das Land reisen zu können. Ich bin sehr dankbar für diese wunderschöne Zeit in Peru und für all die tollen Erfahrungen, die ich machen durfte und die Menschen, die ich kennengelernt habe.