Aktuelle Situation in Peru

Wegen einiger auch junger peruanischen Urlauber in Norditalien hatte Peru als eines der ersten Länder Südamerikas bereits am 07.03.2020 Covid-19-Infektionen gemeldet. Ein in Italien infizierter Jugendlicher steckte eine Reihe Mitschüler einer Privatschule an, sodass schon am 10.03.2020 für alle zum Ende der Sommerferien aus dem Ausland zurückkehrenden Schüler und Schülerinnen eine zweiwöchige Quarantäne angeordnet wurde. Der Beginn des Schuljahres wurde um eine Woche verschoben.

Nach weiteren Fällen mit schwerem Verlauf handelte die Regierung sehr schnell und entschlossen: Am 16.03.2020 wurde der nationale Notstand ausgerufen, alle Grenzen wurden geschlossen, Auslandsflüge eingestellt und der gesamten peruanischen Bevölkerung eine zweiwöchige Quarantäne auferlegt. Am 03.04.2020 wurde der Notstand bis zum 12.04.2020 verlängert und verschärft. Männer und Frauen dürfen seitdem nur getrennt an bestimmten Tagen, nur einzeln und nur zum Einkaufen, für Arztbesuche, sowie für Sozialhilfe das Haus verlassen. Das gesamte öffentliche Leben steht still, das Militär kontrolliert die Einhaltung.

Am 08.04.2020 wurden die Maßnahmen bis vorerst zum 26.04.2020 verlängert. Die Regierung hat ein Hilfsprogramm für Firmen versprochen aber bislang noch nicht umgesetzt. Für extrem bedürftige Familien gibt es eine einmalige Sozialhilfe von ca. 100€, die seit dem 20.03.2020 gezahlt wird. Allerdings beobachten die Schwestern an allen Orten, an denen sie tätig sind, Schwierigkeiten für Menschen, die z.B. migrationsbedingt sich nicht umgemeldet haben, oder die am Stadtrand nie von den Behörden registriert wurden. Sie fallen durch das Hilfsnetz. (S. hierzu auch unser aktuelles Hilfsprojekt: Lebensmittel für Lurigancho)

Seit dem 06.04. hat die Regierung mehrfach arbeitsrechtliche Veränderungen vorgenommen. Danach können nun Unternehmen nach Belieben Mitarbeitern ein Kurzarbeitergeld zahlen oder diese ohne Fristen kündigen. Da ca. 75% aller Peruaner schon vorher in der informellen Wirtschaft arbeiteten, und nun alle vorher stabileren Arbeitsstrukturen aufgelöst sind, lässt sich die Gesamtstimmung im Land als „radikale Verunsicherung“ bezeichnen. Es gab einige erste Proteste, die z.T. drastisch vom Militär aufgelöst wurden. Die meisten Menschen versuchen aktuell irgendwie an Geld und Lebensmittel zu kommen, was bei fehlenden Transportmöglichkeiten aus dem Hinterland besonders in der (in der Wüste gebaute und darum völlig unfruchtbare) Metropolregion Lima täglich schwieriger wird.