Mein Leben als Freiwillige in Peru
Hallo,
mein Name ist Finja. Ich bin 19 Jahre alt und eigentlich lebe ich in Salzbergen, einem Dorf in der Nähe von Münster. Am 14. August letzten Jahres habe ich die ruhige, behütete Idylle meiner beschaulichen 8. 000 Seelengemeinde jedoch gegen den Lärm und die Schnelllebigkeit einer der größten Städte Südamerikas eingetauscht. Das ist jetzt schon einige Zeit her und bis jetzt habe ich noch keinen Tag bereut.
Ermöglicht wird mir dieses Auslandsjahr durch das Programm „weltwärts“ vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Bistum Hildesheim. Durch ihre Unterstützung konnte mein Traum verwirklicht werden.
Der Wunsch eine Zeit lang im Ausland zu leben ist schon lange in mir gereift. Durch (Familien-) Urlaube, Schüleraustausche, aber auch durch Erzählungen anderer, hat mich mehr und mehr das Fernweh gepackt. Dann bin ich auf die Möglichkeit eines freiwilligen sozialen Jahres im Ausland gestoßen und war schnell sehr interessiert. Dadurch kann ich reisen, mich gleichzeitig sozial engagieren und ich bekomme einen ganz besonderen Einblick in eine fremde Kultur.
Ich lebe in einer Gastfamilie im Stadtteil La Molina. Dieser liegt im Südosten Limas und lässt sich als ruhig, familiär und sicher charakterisieren. Im selben Stadtteil und nur etwa 15 Minuten Fahrradfahrt entfernt liegt eine meiner beiden Einsatzstellen. Drei Tage die Woche arbeite ich in der peruanisch-deutschen Schule „Reina del Mundo“. Kinder und Jugendliche zwischen drei und achtzehn Jahren werden hier sowohl auf Spanisch als auch auf Deutsch und Englisch betreut und unterrichtet. Jeden Dienstag arbeite ich im Kindergarten der Schule. Dort helfe ich beispielsweise der Krankenschwester, spiele mit den Kindern oder unterstütze die Deutschlehrerin im Unterricht. Dann singen wir deutsche Kinderlieder oder lernen spielerisch deutsche Vokabeln.
Mittwochs und freitags arbeite ich in der Grundschule der „Reina del Mundo“. Vormittags helfe ich den Deutschlehrern in ihren Kursen, aber um meine Spanischkenntnisse zu verbessern und noch mehr Eindrücke in den Schulalltag in Peru zu bekommen, besuche ich zudem Klassen in Fächern wie Religion, Musik, Mathe, Sport oder Kommunikation. Letzteres ist eine andere Bezeichnung für den Spanischunterricht. Und auch hier helfe ich etwas im Krankenzimmer mit. Zudem beaufsichtige ich manchmal Klausuren oder helfe bei besonderen Schulprojekten mit, denn an der Schule wird besonderen Wert darauf gelegt deutsche Feste und Traditionen in den Schulalltag mit einfließen zu lassen. Erst vor kurzem haben wir die „deutsche Woche“ anlässlich des Tages der Deutschen Einheit gefeiert. Es gab beispielsweise einen Märchentag, an dem sich alle Kinder verkleidet haben, ein deutsches Frühstück und einen Kinotag mit deutschen Filmen.
Die restlichen beiden Wochentage fahre ich mit dem Bus zum etwas außerhalb gelegenen Ort Manchay. Dort befindet sich meine zweite Einsatzstelle, der Kindergarten „Virgen del Carmen“. Diesen besuchen Kinder zwischen zwei und fünf Jahren. Ich rotiere durch die Altersgruppen und unterstütze auch hier die Erzieherinnen. Ich klebe Arbeitsblätter in Hefte ein, helfe den Kindern beim Bearbeiten der Aufgaben oder stempele bearbeitete Übungen ab. Ich brauche nur etwa 20 Minuten bis nach Manchay, aber dort leben die Menschen unter sichtbar anderen Verhältnissen. Dort ist es längst nicht so grün und gepflegt wie in La Molina und es zieren auch keine großen Stadtvillen die Straßen des Bezirks, sondern die Häuser sind einfacher gehalten und oftmals veraltet. In dem Kindergarten gibt es häufig kein fließendes Wasser und natürlich kann auch die Ausstattung der Gruppenräume nicht mit jener der Privatschule in La Molina mithalten, aber alle sind dort sehr bemüht für die Kinder eine bunte und anregungsreiche Umgebung zu schaffen und das gelingt ihnen meiner Meinung nach sehr gut.
Dass ich die Möglichkeit bekomme in zwei unterschiedliche Realitäten einzutauchen, macht meine Arbeit so spannend und lehrreich. Ich freue mich jeden Tag mit den Kindern und Lehrer*innen in La Molina und Manchay arbeiten zu können.
Und bin ich einmal nicht am Arbeiten freue ich mich, mit anderen Freiwilligen die Vielfältigkeit Perus zu erkunden, denn das Land hat wirklich einiges zu bieten.
Am Anfang dieser Geschichte stand wie so oft eine Entscheidung. Diese Entscheidung liegt jetzt mehr als ein halbes Jahr zurück. Seid August 2022 bin ich jetzt schon in Peru, sechs Monate folgen noch. Diese Entscheidung hat mein Leben auf den Kopf gestellt und ich würde mich immer wieder so entscheiden, denn in so kurzer Zeit habe ich schon einiges über die Sprache, die Kultur, aber auch über mich lernen können und ich habe viele großartige Menschen kennengelernt. Ich bin mehr als gespannt was ich noch erleben, sehen und lernen darf.